Stellen wir uns vor, es ist das Jahr 2034. Sie fahren mit Ihrem autonom gesteuerten Elektroauto zur Arbeit, das sich nachts an Ihrer Ladestation aufgeladen hat, die, wie der Rest Ihres Hauses, mit Solarenergie betrieben wird. Ihre Tochter besucht begeistert eine Schule, in der digitale Lernmittel den Unterricht interaktiv und spannend gestalten. Ihr Arbeitsplatz befindet sich in einem energieeffizienten und nachhaltigen Gebäude. All diese Entwicklungen basieren auf den Fortschritten in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik).

Was braucht es, um dieser Zukunft einen Schritt näher zu kommen? Ein zentraler Punkt dabei sind kluge Köpfe, die eine Ausbildung im MINT-Bereich mitbringen und mit Fachwissen, Erfindungsgeist und Kreativität an neuen Ideen arbeiten und somit den MINT-Sektor in Deutschland vorantreiben.

Allerdings sieht die Lage in Deutschland aktuell weniger erfreulich aus: der Fachkräftemangel, der sich in vielen Branchen bemerkbar macht, führt schon jetzt zu Engpässen bei  Dienstleistungen oder Produkten. Laut dem MINT-Report 2024 des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen derzeit in Deutschland rund 325.000 MINT-Fachkräfte. Beispielsweise bestätigten 74,6 Prozent der befragten Unternehmen in der Branchengruppe „Energie-, Wasserversorgung und Entsorgung“, dass bei ihnen fehlende Fachkräfte eine Schwierigkeit darstellten. Gleichzeitig stagniert die Anzahl der StudienanfängerInnen im MINT-Bereich.

Anzahl der StudienanfängerInnen im MINT-Bereich

Quelle: IW MINT-Report 2024 S.23

Der Trend des Fachkräftemangels wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen: durch die sogenannten „4 Ds“ – Dekarbonisierung, Digitalisierung, Demographie und Deglobalisierung – wird der Handlungsbedarf dringlicher denn je. Doch was bedeutet das genau?

Dekarbonisierung

Für den Übergang hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft müssen neue Technologien entwickelt werden. Gleichzeitig braucht es Austausch über bereits existierende Ideen und Methoden sowie die Weitergabe von Fachwissen. All das auch unter gewissem Zeitdruck. IngenieurInnen, TechnikerInnen und WissenschaftlerInnen sind hier entscheidend für die rechtzeitige Entwicklung Umsetzung von Lösungen zur Reduktion von CO2-Emissionen. Im MINT-Report 2024 nennen knapp 29 Prozent der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel als Hindernis, um den Klimaschutz in ihrer Firma voranzutreiben.

Digitalisierung

Die Digitalisierung wird in allen Bereichen unseres Lebens und Arbeitens sichtbar. Im Jahr 2020 wurde sie auch von der Politik (Presse- und Informationsamt der Bundesregierung) zu einem Schlüsselthema erklärt und seitdem sowohl finanziell, als auch ideologisch stark gefördert. Dieser Schritt verdeutlicht, dass Fachkräfte aus den Bereichen Informatik und Datenanalyse immer wichtiger werden, um den Anforderungen, aber auch den Möglichkeiten unserer Zeit gerecht werden zu können. Im aktuellen MINT-Report wurde das Fehlen geschulter Fachkräfte im Bereich Digitalisierung als häufigstes Hemmnis im Digitalisierungsprozess der Unternehmen von den befragten Firmen angegeben.

Demographie

Die geburtenstarken Jahrgänge („Boomer“) werden in den nächsten Jahren in Rente gehen. Dieser demographische Wandel lässt den Fachkräftemangel weiter spürbar werden. Möglichkeiten, um dieser absehbaren Veränderung entgegenzuwirken, liegen in einer gezielten Nachwuchsförderung in MINT-Bereichen und in der Erschließung bisher weniger erreichter Zielgruppen wie Fachkräften aus dem Ausland oder die Begeisterung von mehr Frauen für MINT-Berufe.

Deglobalisierung

Nach langen Jahren der Globalisierung ist derzeit ein gegenteiliger Trend zu beobachten. Vor den Auswirkungen diverser Kriege und Naturkatastrophen konnte beobachtet werden, wie globale Lieferketten zunehmend instabil werden. Als Folge rückt die Stärkung der heimischen Wirtschafts- und Produktionskapazitäten in den Vordergrund. MINT-Fachkräfte spielen also auch hier eine Schlüsselrolle bei der Festigung der Souveränität Deutschlands, beispielsweise mit Blick auf die Energieversorgung. Gleichzeitig soll Deutschland auch auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig bleiben.

Wie kann MINT-Bildung da helfen?
Anhand der Veränderungen, die die 4Ds beschreiben, wird deutlich: es braucht MINT-Förderung, um dem Fachkräftemangel zu begegnen, die Innovations- und Wirtschaftskraft der Bundesrepublik sicherzustellen und der Klimakrise effektiv begegnen zu können. Abgesehen von den wirtschaftlichen Faktoren ist MINT-Bildung auch im Bereich der Persönlichkeitsbildung gewinnbringend und legt damit den Grundstein, um aktiv und mündig in der Gesellschaft agieren zu können.

 

Welche persönlichen Zugewinne mit einer Ausbildung im MINT-Bereich einhergehen, wollen wir nachfolgend kurz darlegen:

PERSÖNLICHE ZUGEWINNE

Kritisches Denken und kreative Problemlösefähigkeiten

Alarmierende Zahlen nennt der MINT-Report 2024 des IW: er zeigt einen deutlichen Rückgang der Mathematikkenntnisse bei deutschen Kindern und Jugendlichen auf. Der Anteil der SchülerInnen, die die Mindeststandards in Mathematik nicht erreichen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Im Jahr 2023 konnten 22% der SchülerInnen in der 8. Klasse die grundlegenden Anforderungen nicht erfüllen, was einen Anstieg von 3% gegenüber 2019 bedeutet. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da gute Mathematikkenntnisse eine Grundvoraussetzung für viele MINT-Berufe sind, aber vor allem auch im Alltag häufig gebraucht werden.
MINT-Bildung kann ein Baustein sein, um diesem Trend entgegenzuwirken: die Auseinandersetzung mit MINT-Themen weckt Neugier, Lern- und Denkfreude. Dabei wird analytisches Denken geschult und auch die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen. Oft führen unkonventionelle und kreative Lösungen dazu, bestehende Hürden zu überwinden.

Quelle: IW MINT-Report 2024 S.23

Kritisches Denken und kreative Problemlösefähigkeiten

Alarmierende Zahlen nennt der MINT-Report 2024 des IW: er zeigt einen deutlichen Rückgang der Mathematikkenntnisse bei deutschen Kindern und Jugendlichen auf. Der Anteil der SchülerInnen, die die Mindeststandards in Mathematik nicht erreichen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Im Jahr 2023 konnten 22% der SchülerInnen in der 8. Klasse die grundlegenden Anforderungen nicht erfüllen, was einen Anstieg von 3% gegenüber 2019 bedeutet. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da gute Mathematikkenntnisse eine Grundvoraussetzung für viele MINT-Berufe sind, aber vor allem auch im Alltag häufig gebraucht werden.
MINT-Bildung kann ein Baustein sein, um diesem Trend entgegenzuwirken: die Auseinandersetzung mit MINT-Themen weckt Neugier, Lern- und Denkfreude. Dabei wird analytisches Denken geschult und auch die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen. Oft führen unkonventionelle und kreative Lösungen dazu, bestehende Hürden zu überwinden.

Quelle: IW MINT-Report 2024 S.23

Doch gerade weil MINT hervorragende berufliche wie persönliche Entwicklungsmöglichkeiten bietet und auch, weil Frauen eine bereichernde Zielgruppe sind, die die Lücke des Fachkräftemangels schmälern können, ist es wichtig, mehr junge Frauen für zukunftsweisende MINT-Berufe zu gewinnen und die Faszination für diesen Sektor zu entfachen

MINT-Bildung ermöglicht die Bildung eines positiven Fähigkeitsselbstkonzepts

Nach wie vor ist das Selbstkonzept, also unsere eigene Interpretation von uns selbst und unserem Können, bei Mädchen und Jungen im MINT-Bereich unterschiedlich ausgeprägt. Mädchen haben ein negativeres Fähigkeitsselbstkonzept in diesem Bereich als Jungen und auch weniger Berührungspunkte mit MINT-Themen. Mit sechs Jahren haben die meisten Kinder das Stereotyp verinnerlicht, dass Mathematikfähigkeit und gute Logik-Kenntnisse mit Männlichkeit zusammenhängen. Dies ist nur ein Beispiel, das den sogenannten Stereotype threat begünstigt. Wir entwickeln unsere eigene Identität in Interaktion mit anderen Menschen und nehmen so Stereotype als Bestandteil unserer Identität auf. In diesem Prozess ordnen wir uns selbst in die Stereotypen anderer Personen ein, mit denen wir konfrontiert werden. Außerdem nehmen wir eine Haltung dazu ein. So beschrieb George H. Mead (1973) die Identitätsbildung.

Alarmierende Zahlen nennt der MINT-Report 2024 des IW: er zeigt einen deutlichen Rückgang der Mathematikkenntnisse bei deutschen Kindern und Jugendlichen auf. Der Anteil der SchülerInnen, die die Mindeststandards in Mathematik nicht erreichen, ist in den letzten Jahren gestiegen. Im Jahr 2023 konnten 22% der SchülerInnen in der 8. Klasse die grundlegenden Anforderungen nicht erfüllen, was einen Anstieg von 3% gegenüber 2019 bedeutet. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da gute Mathematikkenntnisse eine Grundvoraussetzung für viele MINT-Berufe sind, aber vor allem auch im Alltag häufig gebraucht werden.
MINT-Bildung kann ein Baustein sein, um diesem Trend entgegenzuwirken: die Auseinandersetzung mit MINT-Themen weckt Neugier, Lern- und Denkfreude. Dabei wird analytisches Denken geschult und auch die Fähigkeit, komplexe Probleme zu lösen. Oft führen unkonventionelle und kreative Lösungen dazu, bestehende Hürden zu überwinden.

Wir sehen deutlich:

Die Förderung der MINT-Bildung ist nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern auch eine  grundlegende Voraussetzung für die Bewältigung vieler globaler, gesellschaftlicher und persönlicher  Herausforderungen. Sie stärkt unsere Fähigkeit, kritisch zu denken, kreative Lösungen zu entwickeln und aktiv an einer nachhaltigen und gerechten Gesellschaft teilzuhaben. Durch gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der MINT-Kompetenzen können wir eine Zukunft gestalten, die nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch sozial und ökologisch nachhaltig ist.

 

Genau hier setzt das MINTNetz18+ an.